Laut Duden ist eine Wunde „durch Verletzung oder Operation entstandene offene Stelle in der Haut [und im Gewebe]“. Die Wundheilung bezeichnet die körpereigene Regeneration oder Reparation dieser offenen Stelle, also den Prozess zur Heilung der Wunde.
Wundheilung läuft rein physiologisch immer gleich ab. Ihre Dauer und das Resultat, ob eine sichtbare Narbe entsteht oder die Wunde nahezu unsichtbar abheilt, hängt davon ab, ob Gewebe verletzt oder gar entfernt wurde oder lediglich die Haut betroffen ist. Auch die Behandlung der Wunde kann die Dauer der Heilung und die Narbenbildung beeinflussen.
Die Frage, ob eine Wunde am schnellsten offen an der Luft oder feucht unter einem Pflaster oder Verband verheilt, war lange Zeit umstritten. Vor allem bei kleinen Schnittwunden und oberflächlichen Schürfwunden war die Annahme weit verbreitet, dass eine Wunde am besten an der Luft heilt. Inzwischen gehen Experten vermehrt dazu über, eine feuchte Wundheilung zu empfehlen, unabhängig von Größe oder Art der Wunde.
Bei der trockenen Wundheilung wird die Wunde meist direkt nach der Verletzung mit einem Pflaster oder einem Verband abgedeckt. Unter dieser schützenden Schicht kommt es nach kurzer Zeit zur Blutgerinnung, einem natürlicher Prozess der körpereigenen Wundheilung. Der Wundgrund verliert durch die Blutgerinnung an Feuchtigkeit.
Wird nach diesem Prozess die schützende Schicht, das Pflaster oder der Verband entfernt, trocknen der Wundgrund und die umliegenden Zellen von Haut und Gewebe weiter aus. Es entsteht eine Kruste, umgangssprachlich auch Schorf genannt. Diese harte Kruste hindert den natürlich Stoffwechselprozess und verlangsamt so die Neubildung von Zellen. Wird der Wundschorf zu früh entfernt, weil die Wunde beispielsweise stark juckt, kann dies zur Narbenbildung führen.
Das Vorgehen der feuchten Wundheilung stammt eigentlich aus dem klinischen Bereich, wo Operationswunden bis zu ihrer Heilung abgedeckt werden. Einerseits ist dieses Abdecken bei sehr großen und tiefen Wunden notwendig, weil in der Regel umliegendes Gewebe mit geschützt werden muss. Andererseits wird die frische Wunde vor Bakterien, Viren und Krankheitserregern und daraus resultierenden möglichen Infektionen geschützt.
Auch bei kleineren Verletzungen empfiehlt sich eine feuchte Wundheilung. „Feucht“ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, dass die Wunde von außen mit Wasser oder Cremes behandelt werden muss. Die feuchte Wundheilung entsteht sozusagen von allein, wenn die Wunde auch nach der Blutgerinnung durch ein Pflaster oder einen Verband abgedeckt bleibt.
Durch den körpereigenen Prozess der Wundheilung bleibt die Wunde unter der Abdeckung feucht und es entsteht ein eigenes Mikroklima, auch als Wundmilieu bezeichnet. Bei der feuchten Wundheilung bildet sich keine Kruste, weshalb Wundgrund und Wundränder elastisch bleiben. Deshalb können neugebildete Zellen ungehindert an die geschädigten Zellen gelangen und sie austauschen und reparieren. Durch den reibungslosen Transport von Nährstoffen und Botenstoffen heilen geschädigte Gewebe- und Hautzellen schneller als bei einer offenen Wunde an der Luft. Auch das Risiko der Narbenbildung ist bei der feuchten Wundheilung geringer als bei der trockenen Wundheilung.
Sabrina Mandel