Die Wundreinigung ist die erste Maßnahme einer erfolgreichen Wundbehandlung.
Die Wundheilung ist ein körpereigener Prozess, der je nach Wundgröße und Wundart von unterschiedlicher Dauer und Ausprägung ist. Bei kleineren Wunden, die kein tiefer liegendes Gewebe betreffen und weitestgehend oberflächlich sind, hat ein gesundes Immunsystem die Stärke, die Wunde selbst zu heilen. Verschiedene Bestandteile im Wundsekret helfen bei der Zerstörung von körperfremden Eindringlingen und leiten Bakterien und andere Substanzen von der Wunde weg.
Gelangen jedoch bei einer größeren, tieferen Wunde bespielweise Bakterien bis zum Wundgrund in das Gewebe ein, reagiert der Körper mit einer Entzündung, die teilweise von Eiterbildung begleitet wird. Auch in diesem Stadium schafft es das körpereigene Abwehrsystem zwar in der Regel, die Wunde zu heilen und zu verschließen, der Prozess zieht sich durch die Infektion allerdings in die Länge. Teilweise breiten sich Entzündungen von der Wunde her weiter aus, die Entzündung verursacht Schmerzen und der Patient fühlt sich in Bewegungsabläufen eingeschränkt.
Um einer Infektion und Entzündung vorzubeugen und die körpereigene Wundheilung zu unterstützen, empfiehlt es sich deshalb, die Wunde zu reinigen. Die Wundreinigung soll vor allem die Förderung des Wundheilungsprozesses, die Erhaltung der Lebensqualität und die Vermeidung von Komplikationen zum Ziel haben. Für die Wundreinigung gibt es verschiedene Hilfsmittel und Vorgehensweisen, die je nach Art und Ausmaß der Wunde vorteilhaft sind und nicht nur bei chronischen Wunden angewandt werden.
Bei der mechanischen Wundreinigung werden Fremdkörper und Verschmutzungen, die mögliche Krankheitserreger enthalten könnten, von der Wunde entfernt. Für die Reinigung empfiehlt sich ein steriler Tupfer. Zur mechanischen Wundreinigung zählen auch sogenannte Spüllösungen, insbesondere physiologische Kochsalzlösungen (NaCl 0,9 %) und Ringerlösungen, die Kaliumchlorid- und Kalziumionen enthalten und die „Proliferationsphase“ (das Zellwachstum) fördern.
Die antiseptische Wundreinigung dient der Desinfektion der Wunde. Antiseptische Reinigungsmittel zerstören die Zellwand eingedrungener Bakterien und Keime und können so eine Infektion verhindern. Antiseptische Lösungen sind zum Beispiel sogenannte Wundantiseptika, PVP-Jod-Medikamente sowie silberhaltige Medikamente. Die Wirkstoffe in solchen Medikamenten können allerdings auch gesunde Zellen, die zur körpereigenen Wundheilung entstanden sind, zerstören. Aus diesem Grund sollten Präparate zur antiseptischen Wundreinigung möglichst sparsam und nur bei gravierenden Verletzungen wie Biss-, Schuss- oder Stichwunden eingesetzt werden.
Bei der chirurgischen Wundreinigung, im Bereich des Wundmanagements auch als Débridement bezeichnet, wird abgestorbenes (nekrotisches) und durch Fibrinbelag gekennzeichnetes (fibrinöses) Gewebe von der Wunde chirurgisch entfernt. Die chirurgische Wundreinigung gehört oft bei der Therapie chronischer Wunden zur ersten Voraussetzung einer erfolgreichen Wundbehandlung.
Die enzymatische Wundreinigung wird in gewissem Maße vom Immunsystem selbst durchgeführt. Ergänzende enzymatische Hilfsmittel können den körpereigenen Heilungsprozess unterstützen und kommen meist in Ergänzung der Behandlung chronischer Wunden zum Einsatz.
Sabrina Mandel