Die Wundreinigung ist die erste Maßnahme einer erfolgreichen Wundversorgung. Bei kleineren, oberflächlichen Verletzungen kann die Wunde mit fließendem Wasser in Trinkwasserqualität, gegebenenfalls mit Mineralwasser ohne Kohlensäure, gereinigt werden. Größere Verunreinigungen, die eine Infektion begünstigen könnten, werden mit einem sterilen Tupfer oder einer Pinzette entfernt. Anschließend kann die Wunde desinfiziert werden, was allerdings nur bei zuvor verschmutzten Wunden empfehlenswert ist.
Nach der Wundreinigung sollte die Wunde durch ein Pflaster oder einen Verband abgedeckt werden. Zum einen wird die Wunde so vor äußerlichen Einflüssen geschützt, zum anderen kann sich unter der Abdeckung ein sogenanntes Wundmilieu bilden, was den körpereigenen Heilungsprozess fördert. Damit diese ersten Schritte der Wundversorgung bei Unfällen im Alltag zügig und erfolgreich vonstatten gehen, ist es empfehlenswert, die Hausapotheke stets mit ein paar Basismitteln ausgestattet zu haben. Dazu gehören zum Beispiel Pflaster unterschiedlicher Größen, sterile Wundauflagen, Mullbinden und ein Hautantiseptikum (z. B. Jod). Bei größeren und tieferen Wunden sollte nach der ersten Wundversorgung ein Arzt aufgesucht werden.
Bei schweren Wunden, die durch einen Sturz oder einen heftigen Schlag ausgelöst wurden und/oder sehr stark bluten, reicht diese erste Wundversorgung möglicherweise nicht aus. Je nach Zustand des Patienten muss dieser nach den Vorgaben der Ersten Hilfe behandelt werden. Dazu kann auch die Wundversorgung mit einem Druckverband nötig werden. Um stark blutende Wunden zu versorgen, wird ein Druckpolster, was zur Not auch aus mehreren gefalteten, sauberen Taschentüchern bestehen kann, fest auf die Wunde gedrückt und mit einer Mullbinde fixiert. Bei Notwendigkeit des Druckverbandes und auch bei einer Kreislaufschwäche oder -zusammenbruch des Patienten sollte nach der Erstversorgung umgehend ein Arzt, in schwerwiegenden Fällen der Notarzt, kontaktiert werden.
Eine besondere Herausforderung ist die erfolgreiche Wundversorgung von chronischen Wunden. Chronische Wunden entstehen zumeist durch eine Grunderkrankung und heilen nicht durch herkömmliche Maßnahmen der Wundreinigung und Abdeckung. Seit den 1970er-Jahren hat sich die Behandlung von chronischen Wunden stark gewandelt. Experten empfehlen heute eine moderne Wundversorgung bei chronischen Wunden, die auch als idealfeuchte oder hydroaktive Wundbehandlung bezeichnet wird.
Zur modernen Wundversorgung gehören insbesondere eine Vielzahl steriler Wundverbände, die je nach Ort, Art und Ausmaß der chronischen Wunde eingesetzt werden. Solche Wundverbände fördern zum einen die Aufrechterhaltung des Wundmilieus, und gewährleisten zum anderen den Gasaustausch und die Isolierung der Wunde. In der modernen Wundversorgung werden zudem sogenannte aktive Wundauflagen genutzt, die mit bestimmten Substanzen die körpereigenen Heilungsprozesse anregen oder bestimmte Enzyme künstlich zuführen, die die Wundheilung unterstützen können.
Diese Form der Wundversorgung hat einerseits kostentechnische Gründe: Weil die Verbände länger auf der Wunde verbleiben können, werden weniger Material und daraus folgend auch weniger Kosten verursacht. Andererseits bietet die längere Tragfähigkeit der Verbände aber auch Vorteile für den Patienten selbst: Weil die Verbände seltener gewechselt werden müssen, muss das Fachpersonal, das die Wundversorgung bei chronischen Wunden durchführt, seltener aufgesucht werden muss. Außerdem ist der Verbandswechsel durch das feuchte Wundmilieu weniger schmerzhaft und Wunden heilen meist schneller ab.
Sabrina Mandel